Leanne Payne
von Gino Vaccaro, MPC
Leanne Payne hat in den ĂŒber 40 Jahren ihres geistlichen Dienstes einen ĂŒberragenden Beitrag zum Heilungsdienst geleistet. Am 18. Februar 2015 ist sie im Alter von 82 Jahren gestorben. Als groĂe âKĂ€mpferin fĂŒr Christusâ, wie der christliche Philosoph Dallas Willard sie genannt hat, grĂŒndete sie Pastoral Care Ministries und engagierte sich in der Lehre, im Heilungsdienst und fĂŒr das Reifwerden und die MĂŒndigkeit der Christen. Sie verfasste sieben weiterhin erhĂ€ltliche BĂŒcher auf Englisch, die bisher in insgesamt 12 weitere Sprachen ĂŒbersetzt wurden.
Leanne Payne kam am 26. Juni 1932 in Omaha, Nebraska, als Ă€ltere Tochter von Robert und Forrest Mabrey zur Welt. Es waren die Jahre der âGreat Depressionâ, der groĂen Wirtschaftskrise der USA. Die Zeiten waren hart und wurden fĂŒr die Familie noch dadurch verschĂ€rft, dass ihr Vater an einer plötzlichen GehirnentzĂŒndung verstarb, als sie drei Jahre alt war. Danach zog die Mutter mit Leanne und ihrer jĂŒngeren Schwester zu ihrer Familie nach Little Rock in Arkansas.
Leannes frĂŒhe Jahre als Erwachsene waren von mehreren impulsiven und schmerzhaften Entscheidungen bestimmt, was sie schlieĂlich zu einer tiefgreifenden Umkehr fĂŒhrte. Als sie Mitte zwanzig innerlich am Ende war, unterzog sie sich einer umfassenden und dauerhaften Bekehrung zu Christus. Hier begann ihr Lebensstil des konsequenten Gehorsams gegenĂŒber Gott.
Als sie 1963 eine Stelle an einer Studentenunterkunft an der Wheaton Academy in Illinois bekam, begann ihre mehr als 42 Jahre anhaltende Verbindung zu Wheaton mit seinen groĂen Glaubensvorbildern wie R. A. Torrey, F. B. Meyer, und Dwight L. Moody. Ein Jahr spĂ€ter schloss sie sich dem Gebetskreis von Fr. Richard Winkler an, der als GroĂvater der charismatischen Erneuerung in der Episkopalkirche gilt. 1965 schrieb sie sich zusĂ€tzlich zu ihrer Arbeit als Studentin am Wheaton College ein, studierte bis 1974 sowohl in Wheaton wie an der University of Arkansas, und erwarb einen Bachelor- sowie zwei MagisterabschlĂŒsse.
In den folgenden Jahren verfasste sie ihr erstes Buch, Real Presence: The Christian Worldview of C. S. Lewis as Incarnational Reality. Gleichzeitig unterrichtete sie am Wheaton College und wurde Assistentin von Dr. Clyde Kilby, der die C. S. Lewis-Sammlung am Wheaton College aufbaute (heutiges Marion E. Wade Center). Sie katalogisierte die Briefe von C. S. Lewis an seinem eigenen Schreibtisch; dabei lernte sie viel von C. S. Lewis und ihrem Mentor, Clyde Kilby.
Fr. Winkler war es, der sie schlieĂlich 1973 mit dem Heilungsdienst von Agnes Sanford in Kontakt brachte. Bald half sie dann an deren Schools of Pastoral Care mit. Ab 1976 widmete sie sich vollzeitlich dem Schreiben und dem Heilungsgebet. 1978 zog sie nach Milwaukee, Wisconsin, um und wurde 1981 wissenschaftliche Mitarbeiterin von Henri Nouwen an der Yale Divinity School. In demselben Jahr erschien auch ihr viel gelobtes Buch The Broken Image (dt.: Das zerbrochene Bild/Du kannst heil werden).
1982 grĂŒndete sie mit Hilfe von kompetenten Freunden Pastoral Care Ministries. Die neue Organisation verlieh ihrem Leben und ihrem Dienst Struktur, was wiederum ihrer KreativitĂ€t zugute kam. Seit dieser Zeit ĂŒbte sie ihren Gebets- und Seelsorgedienst hauptsĂ€chlich auf einwöchigen Konferenzen, den sog. âSchools of Pastoral Careâ aus, die sie in Nordamerika, Europa, Hawaii und Australien durchfĂŒhrte. In den folgenden Jahren veröffentlichte sie weitere fĂŒnf BĂŒcher: Crisis in Masculinity, The Healing Presence, Restoring the Christian Soul, Listening Prayer, und schlieĂlich ihre geistliche Autobiographie Heavenâs Calling (deutsch: Krise der MĂ€nnlichkeit, Heilende Gegenwart, VerĂ€ndernde Gegenwart, Dich will ich hören, Herr und Leanne Payne â Autobiographie). Ăber ihre Autobiographie schrieb Donald Bloesch: âSie zeigt sehr bewegend auf, wie machtvoll die Autorin vom Geist Gottes als Speerspitze eines Dienstes der Erneuerung und der Freude gebraucht wurde.â 2008 schlieĂlich wurde die Nachfolgeorganisation Ministries of Pastoral Care gegrĂŒndet, die es erlaubt, die einwöchigen Konferenzen ĂŒber ihren Ruhestand hinaus bis heute weiterzufĂŒhren.
Leanne war berĂŒhmt fĂŒr ihre Hingabe an Gott, ihre tiefen Einsichten, ihre Schriften ĂŒber die âWirklichkeit der Inkarnationâ (dass Gott real und erfahrbar in Menschen lebt), und fĂŒr ihr Gebet âCome, Holy Spirit!â, das immer wieder zu tiefen Begegnungen mit dem dreifaltigen Gott fĂŒhrte. Wie ihre Mentoren Agnes Sanford und Clyde Kilby war sie von gewinnendem Charakter; in ihr leuchtete etwas von dem âewigen Kindâ auf, wenn sie immer wieder in EntzĂŒcken ausbrach, sei es ĂŒber ein Eichhörnchen, eine vollkommene Blume oder das Aufscheinen der Gottesebenbildlichkeit bei einem Mann oder einer Frau.
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Leanne Paynes Gabe
von Christa Bernitz, NIS
Leanne Payne hatte die unbeschreibliche Gabe ihren Zuhörern diese Herrlichkeit Gottes, die letztendliche RealitĂ€t, unser eigentliches Zuhause so vor Augen zu malen, als ob es jetzt schon Wirklichkeit wĂ€re. Niemandem gelang es wie ihr, einen ganzen Saal von Konferenzteilnehmern, in Gottes heilende Gegenwart mit hineinzunehmen, um das zu empfangen, was ER in seiner Liebe fĂŒr uns vorbereitet hat.
In Deutschland arbeitet âNISâ (Netzwerk Inkarnation und Seelsorge) schon lĂ€nger daran, ihren Dienst weiterzufĂŒhren und ihr Erbe weiterzutragen.
Ziemlich genau vor 25 Jahren hörte ich den Namen Leanne Payne zum ersten Mal. Mein Mann und ich verbrachten eine Sabbatzeit bei âJugend mit einer Missionâ in Kona/Hawaii. Dort, an der University of the Nations, war man am Puls des Handelns Gottes weltweit, und die besten internationalen Referenten waren dort zu Gast in den Schulen, deren VortrĂ€ge man sich dann auch noch nachtrĂ€glich auf Kassette anhören konnte.
Man empfahl mir âLeanne Payneâ ! â Da war er, dieser Name, mit dem ich nichts anfangen konnte. Ich hatte nie von ihr gehört, wusste nicht wer sie war â aber na ja, so dachte ich, hören wir erst mal rein!
Das war es dann auch schon! Ihre Botschaft hat mich nicht mehr losgelassen! Ich war zutiefst berĂŒhrt, und es ist keine Ăbertreibung, wenn ich sage, dass sich schon beim Hören dieser Kassetten mein Leben verĂ€ndert hat.
Bis dahin war ich immer auf der Suche. Obwohl schon jahrelang Christ und auch geistliche Leiterin, fĂŒhlte ich in meinem Innern eine Leere, die in mir die Frage aufwarf: âIst das denn alles, was Jesus mir zu geben hat? Gibt es denn nicht mehr? Wo bleibt die FĂŒlle des Lebens, die er mir versprochen hat?â
Diese Fragen wurden beim Hören der Botschaften von Leanne beantwortet.
Warum war mir das alles â trotz meines jahrelangen Christseins â nicht schon viel frĂŒher aufgegangen? Was ich so dringend suchte, hatte mich bereits gefunden!
CHRISTUS IN MIR!  â Was fĂŒr eine Offenbarung! Die Erkenntnis, dass Gott selber in mir Wohnung gemacht hat, traf mich wie ein Blitz! Ich begann seine Gegenwart in mir zu âfeiernâ und ER fĂŒllte die Leere in meinem Innern und gab mir meine Daseinsberechtigung.
Dieses Leben in Gottes Gegenwart ist seitdem die treibende Kraft in meinem Leben. Gleichzeitig ist es zu meiner Berufung geworden, anderen Menschen davon zu erzÀhlen und sie zu lehren, darin zu leben.
Noch von Hawaii aus luden wir Leanne nach Deutschland ein und veranstalteten 1991 unsere erste Konferenz mit ihr in Schloss Hurlach, einem Zentrum von âJugend mit einer Missionâ in SĂŒddeutschland. Diese ânicht enden wollende PCMâ, an jenem nĂŒchternen, freikirchlich geprĂ€gten Ort âohne jegliche Symboleâ â so Originalton Leanne â wird uns, die wir dabei waren, immer in Erinnerung bleiben.
In der Folgezeit organisierten wir zusammen mit Christiane Mack (ConVita) drei groĂe Konferenzen â 1997 â 1999 â 2004 â in Geseke/Eringerfeld bei Paderborn. Nach und nach formte sich ein Kernteam mit Menschen, denen der Herr es aufs Herz gelegt hatte, die Lehren von Leanne Payne in Deutschland weiterzutragen. So wurde das Netzwerk Inkarnation und Seelsorge gegrĂŒndet, um Dienste und Menschen zu vernetzen, die dieses Ansinnen teilen.
Leanne Payne hat ihr himmlisches Ziel erreicht. FĂŒr mich und viele andere war sie viel mehr als ein Vorbild. Sie war und bleibt geistliche Mutter und Mentorin, und eine wunderbare Frau Gottes. Ihre Botschaft lebt in ihren BĂŒchern weiter und in den Herzen der Menschen, die sie gelehrt hat ihre âKleinheitâ in Gottes Gegenwart zu feiern und ihr âwahres Selbstâ hervorrufen zu lassen.
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Hier geht es zu den Aufnahmen der VortrÀge von Leanne Payne auf den deutschsprachigen Konferenzen: Link